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Mein “Buch des Jahres” schon gefunden

Freunde und Bekannte freuen sich immer, wenn ich Ihnen im November, also rechtzeitig vor Weihnachten – mein Buch des Jahres empfehle. Ja, es ist mittlerweile so, dass ich angeschrieben werde, ob ich schon “mein Buch” in dem sich zu Ende neigenden Jahr gefunden hätte. Noch nie ist es mir im Januar passiert, dass ich jetzt schon weiß, was es ist. Ich kann mir nicht vorstellen noch einmal ein Buch in diesem Jahr zu finden, dass mich so rundum überzeugt. Wenn ich wie diese Autorin schreiben könnte, ich würde dafür ein Jahr meines Lebens opfern.

Auffällig ist in den letzten Jahren, dass es immer Frauen sind. Ob Donna Tart, Anna Gavalda, Jodi Picoult, Juli Zeh – jetzt kommt Ewa Menasse hinzu und ihr im letzten Herbst veröffentlichte Buch: “Dunkelblum”. Ich bin leicht für etwas zu begeistern, ich weiß. Aber wenn dieses Buch nicht Preise einheimst, dann verstehe ich die Bücherwelt nicht mehr.

Worum geht es?

Der Verlag KiWi schreibt dazu auf seiner Seite:

Jeder schweigt von etwas anderem.

August 1989: Im österreichischen Städtchen Dunkelblum taucht ein rätselhafter Besucher auf, eine junge Frau verschwindet, ein Skelett wird gefunden. Und hinter der nahen Grenze zu Ungarn warten bereits Hunderte DDR-Flüchtlinge. Da kommen wie von selbst die Erinnerungen an ein furchtbares Verbrechen zurück, das die Dunkelblumer gern für immer verdrängt hätten. Mit Witz und Suspense entwirft Eva Menasse ein großes Geschichtspanorama am Beispiel einer kleinen Stadt und erzählt vom Umgang der Bewohner mit einer historischen Schuld.

»Die ganze Wahrheit wird, wie der Name schon sagt, von allen Beteiligten gemeinsam gewusst. Deshalb kriegt man sie nachher nie mehr richtig zusammen. Denn von jenen, die ein Stück von ihr besessen haben, sind dann immer gleich ein paar schon tot. Oder sie lügen, oder sie haben ein schlechtes Gedächtnis.«

Abgeholt auf der ersten Seite …

Wenn ich auf der ersten Seite als Leserin gleich abgeholt werde, dann bin ich ziemlich begeistert. So ein Einstieg entscheidet bei mir oft darüber, ob ich weiterlese oder das Buch auf die Seite lege. Manchmal gebe ich noch 2 weitere Seiten hinzu, dem Aufbau einer feinen, kleinen Geschichte eine Chance zu geben. Eindeutig lieber sind mir solche Einstiege. Meist bin ich so hingerissen, dass ich sofort diese oder jene Stelle Tom ( den besten Kerl an meiner Seite) vorlesen muss. Auch bei “Dunkelblum” und auf sehr vielen weiteren Seiten wollte ich unbedingt dies oder jenes vorlesen, mit ihm meine Begeisterung teilen. Ich habe es aber dann gelassen, weil ich nicht spoilern wollte.

Leseprobe

Euch aber lege ich die lange 54-seitige Leseprobe  auf den Seiten von Kiepenheuer&Witsch sehr ans Herz und vielleicht geht es Euch auch so.

Eva Menasse ist eine genaue Beobachterin des menschlichen Biotops und dessen Verhaltensweisen, bisweilen mit Schärfe, nein Klarheit ist das bessere Wort, aber immer mit genug Distanz. Ihre Figuren sind so unglaublich prall und farbig, die vielen kleinen sehr feinen Details über den Text verstreut. Auch wirklich herrliche Metaphern, die alles umfassen.
Ein Beispiel: Diejenigen, die während des Kriegs Nazis waren, waren es auch noch danach, hatten das Sagen und hatten feste Seilschaften im Ort. Einmal beschrieb Eva Message, wie sie zusammenstehen und klüngeln …

… lachten wie schepperende Krokodile.” Das Bild steht mir noch sehr aussagekräftig im Sinn.

Habt Ihr auch ein Buch des Jahres, dann schreibt mir, ich freue mich schon drauf!

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