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Bald gehen die Sommerferien zu Ende und nach einer Woche beginnt diese für viele Erstklässler und damit auch die Besonderheiten rund um die Einschulung.
Gottesdienste mit Fürbitten, Schultüten, rote Backen, offene Münder, gerührte Großeltern, ängstliche Blicke, Ansprachen in der immer stickig werdenden Aula, kleine Theatervorführungen älterer Schüler, stolze Eltern.

Dann werden die Kinder in der Aula einzeln vorgerufen und stellen sich zu der vorne wartenden Lehrerin. Um die Angst davor zu überwinden, das erste Mal allein ohne Begleitung vorzulaufen, wurde meiner Meinung nach die Schultüte erfunden. Die Schokolade im Inneren dürfte nach einer halben Stunde schon angeschmolzen sein, denn während der Feierlichkeiten werden die Tüten an sich gedrückt, gedreht, befingert und dienen als großartige Ablenkung und Schutz. Daher liebe Eltern und Großeltern, Schultüten sollten so groß wie das eigene Kind sein, das sich dahinter verstecken wird. Ich kann mich gut erinnern, dass meine Tochter auffällig erstarrt da saß und das einzige Lebenszeichen waren die vor Aufregung roten Wangen. Meine Freundin, die mich begleitete, ließ mich mit ihrer trockenen Bemerkung an einem Lachanfall knapp vorbeischrammen. Sie raunte mir ins Ohr: „Meinst Du, wir müssen Sie nachher wieder beleben?“ Das wird bei vielen Erstklässern auch heute noch so sein, da bin ich mir sicher.

Doch wie war es früher? Ich fragte meinen Mann und er lacht. Eingeschult 1954 in Gotha /DDR erinnert er sich dunkel an eine Propagandarede, aber die glücklichste Erinnerung ist, dass er 7 (!) Schultüten bekam. Umringt von (s)einem Hofstaat Frauen, Mutter, beide Omas, und die Großtante Marie, wurde der Prinz ins Schulhaus geleitet.

4-von-7zuckertueten

Beim Erzählen und dem Betrachten seiner Bilder, die wir rasch vorholten, muss er immer mehr und lauter lachen als er draufschaut:

“Peinlich ist mir das, wirklich peinlich …“ er kann nicht weitersprechen, weil er wieder lacht, doch nach einer Weile:“ … dieses leicht hochmütige Gesicht – aber ehrlich, wer hätte das nicht als Kind toll gefunden?“
„Und kuck hier“ – er deutet auf seine Jacke auf dem Foto: „Meine Oma war Schneiderin und sie nähte mir extra einen Anzug, wie ich sehe mit Einstecktuch. Ohjeh..“ Er erzählt lachend weiter:“ Aber der tiefe Fall war schon am Ende des zweiten Schultages da. Ich erklärte meinen Eltern ernsthaft, dass ich das jetzt ganz nett finde, aber nicht mehr gedenke, dorthin zu gehen, das sei langweilig. Den Schreck kann man sich vorstellen, als meine Eltern mir erklärten, dass ich jetzt jeden Tag zur Schule MUSS.“

Wir wünschen nun allen Kindern gut gefüllte Schultüten und einfühlsame Lehrer, die auch den Spaß am Lernen vermitteln.

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