Das magische Auge …
Was für ein poetischer Name für ein elektronisches Bauteil! Leser, die nach 1980 geboren sind, werden es vermutlich nicht kennen, es sei denn sie haben als Kind öfters mit den Großeltern Radio gehört. Grün leuchtete es einem von der Front des Radios entgegen und harmonierte glänzend mit dem dezenten Bespannstoff des Lautsprechers, der nicht separat angeschlossen wurde, sondern – wie genial – im hölzernen Korpus des Empfängers eingebaut war. Ebenso dezent wurde die Skala mittels mehrerer Glühlämpchen blendfrei illuminiert.
Als Kind schon faszinierte mich das Magische Auge. Eigentlich war es dafür da, den gewünschten Sender optimal abzustimmen, indem nach grober Einstellung des gewünschten Senders anhand der Skalenbeschriftung solange vorsichtig am Senderwahlknopf hin und her gedreht wurde, bis der grüne Fächer möglichst weit geschlossen war.
Da die Sendereinstellung mit einem Schwungrad ausgestattet war, konnte ich den kompletten Bereich auf der Skala in einem Anlauf durchlaufen, wobei der Lautsprecher beim kurzen Streifen der vielen Sender kurze unterschiedliche Töne von sich gab. Das waren für mich jungen Steppke „Weltraumklänge“, und das Magische Auge flackerte dabei hektisch.
In den Siebziger Jahren wurden die Radios plötzlich Receiver genannt, hatten aber auch noch den Nachfolger – das Magische Band, oder schon ein Zeigerinstrument zur Abstimmung. Eigentlich war es dann schon überflüssig, denn die Geräte hatten eine Automatik, die den einmal grob gewählten Sender „scharf“ einstellte. Man darf annehmen, dass man den Verbraucher nicht so plötzlich vom gewohnten beruhigenden Grün des Tonmöbels entwöhnen wollte.
Eine kleine Bildergalerie früherer Radios.
Die erste Unterhaltsradiosendung gab es vor 93 Jahren
Erinnerungen an das Radio
Radio hat schon immer eine große Faszination auf Hörer ausgeübt. Vom damaligen Volksempfänger bis zum Song von der Rockgruppe ‚Queen mit Radio Gaga‘ war es allerdings ein langer Weg.
Doch gibt es wunderbare Geschichten rund um das Radio von Kunden von Quintessenz. Geschichten wie diese, wo ein Radio in der Küche stand und sich Männer, als es fast nur Fernseher in einer Eckkneipe gab, sich bei Fußballspielen mit einem Bier in die Eckbank drücken und natürlich rauchten, ganz politisch unkorrekt. Die dann beim atemlosen Lauschen mit dem Kopf immer näher ans Radio rückten, um nicht einen Satz zu überhören.
Aber diese ist meine Lieblingsgeschichte. Früher hatten ganz alte Radios noch das sogenannte ‚magische Auge‘ . Am Sonntagnachmittag berichtete lachend ein Kunde von Quintessenz, kamen Kindersendungen. Er und seine Geschwister wurden mit Ermahnungen wie lieb und brav in der Küche zu bleiben, vor das Radio gesetzt – während die Eltern im Schlafzimmer verschwanden. An der Tür drehte sich die Mutter nochmals um und sagte: „Bleibt hier ganz brav sitzen, ihr wisst, das magische Auge sieht alles!“