Graffiti – Ist das Kunst oder kann das weg
Unlängst gab es im BR2 Radio ein Tagesgespräch zum Thema Graffiti „Ist das Kunst oder muss das weg?“
Das brachte auch einige Erinnerungen zurück.
#Zeitreisen
Als Ende der 70er Jahren der Züricher Künstler und Sprayer Harald Naegeli weltweit berühmt wurde, empfand meine Gerneration Sympathie für die politisch ambitionierten Gründe. Er wollte gegen die Urbanisierung in dieser blitzsauberen Stadt Zeichen gegen zuviel Betongrau, zuviel Umweltzerstörung und damit gegen einen immer weniger attraktiven Lebensraum protestieren. Der jedem Bürger gehörende Raum in der Stadt wurde ohne seine Zustimmung mit Werbung plakatiert. Auch dagegen wollte er und später andere protestieren. Er wurde dafür belangt und musste ins Gefängnis. Zur gleichen Zeit entwickelte sich in New York die Streetart, er jedoch war sicher der Großvater hier in Europa.
Wenn Graffiti wieder Kunst ist
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich die meisten heutigen Tags – also Erkennungszeichen von Sprühern- nicht wirklich sinnstiftend und bereichernd finde, eigentlich gänzlich unpolitisch, sie jedoch den Zweck voll und ganz erfüllen, – sie sollen einen aufregen. (Hören Sie mal ins Tagesgespräch rein.)
Ich gebe mich hier gern gleich als Spießerin zu erkennen, denn eigentlich halte ich die meisten Graffitis für Sachbeschädigung und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass so manch sehr junger Hausbesitzer auch nicht erbaut davon wäre, wenn das Konzept seines Architekten mit dieser Form von ‚Kunst am Bau‘ ergänzt würde. Ein Konzept einer schöpferischen Leistung für das er viel Geld bezahlte.
Manchmal, eher ganz selten sieht man ein Graffiti, welches sogar alte Hasen wie mich begeistert. An einer Stelle, die genau passt. Mit handwerklichem großen Engagement. Ein Bach, der durch eine Grünanlage fließt, eine Brückenunterführung von geradezu feurigem Grau lädt dazu ein, kurz innezuhalten. Ja, man steht still. Liest. Grübelt – woher kenne ich das, kommt auf keinen Namen und beschließt das zuhause zu googlen. Und ja, da steht der Name der Vielen bekannt ist. Hier fand sich doch Neues und Altes zusammen. Alte Stereotypen wie Graffiti brachen mit ihrer eigenen Konvention und taten was die Aufgabe von Kunst ist. Zum Nachdenken anregen, weiterdenken und bestenfalls zu einer Zeitreise einladen und Generationen verbinden. Hier ist dann Graffiti Kunst.
Der Künstler nennt sich DOME – Wer sich mehr dafür interessiert findet hier noch andere Künstler: http://streetartnews.net/contact
Gedicht von Joseph von Eichendorff
2 von 5 Strophen
Hoch über euren Sorgen
Sah ich vom Berg ins Land
Voll tausend guter Morgen,
Die Welt in Blüten stand.
Was zagt ihr träg und blöde?
Was schön ist, wird doch dein!
Die Welt tut nur so spröde
Und will erobert sein. …
Photo: Thomas Klinger,
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