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Mein Kleiderschrank ist eine Zeitmaschine!

Unlängst las ich das Zitat von Robin Balse , Gründers einer Vintagefirma,: „Wir sollten 4-5 Jahre keine neue Kleidung mehr produzieren und einfach benutzen, was existiert. Ich glaube, jede Person könnte sich jeden Tag ein anderes Kleidungsstück anziehen.“

Echt jetzt? Ich nicht!

Dennoch hängt viel im Schrank.  Ein Blick und ich erinnere mich an Anlässe, Geschichten. Vielleicht geht es Euch auch so, dass man sich eigentlich von der Erinnerung nicht trennen mag.
Das ist doch ein Thema für mich als Biografin. 😊

Als ich die erste Biografie – unser Pilotprojekt – schrieb, war es ein Biografiebuch als Geschenk zum 80zigsten meiner Schwiegermutter. Oft habe ich lachen müssen, wenn sie sich genau noch erinnern konnte, was sie mal wann und wo getragen hatte: „Ja, damals – da ließ ich mir ein blaues Kleid mit echter Spitze nähen, und als ich es einige Jahre später nochmals trug, scherzte Herr Müller, dass mein Mann doch mal großzügiger sein könnte. Schließlich hätte ich das Kleid schon mal getragen.“ Sie wollte im Boden versinken, gerade sie, die einen Kleiderschrank von ca. 6 m hatte und völlig modeaffin war. Nun, es war natürlich ein vergifteter Scherz von Herrn Müller. Eine gut gekleidete Frau sollte den Gatten besser aussehen lassen. Die Rolle der Frau war festgefügt in die 3 K: Kinder, Kirche, Küche. Sind jetzt einige von Euch in Schnappatmung gefallen? Recht so. Wenn ich daran denke – meine Güte, so lange ist das gar nicht her. Ich war 16 Jahre alt, als Frauen nicht ohne Erlaubnis des Mannes arbeiten gehen durften. Ich weiß, was sie heute zu den Billigmarken sagen würde. Trotz Ihrer Leidenschaft für Mode – das wäre ihr eindeutig zu viel. Und das Kleid hat sie zum 80ten in einen Rock umschneidern lassen und noch einmal stolz getragen.

Aber eigentlich bin ich auch keinen Deut besser als sie. Habe zwar viel weniger Kleider und Schuhe, darunter welche, die ich schon mehrere Jahrzehnte besitze, die meisten noch in einem guten Zustand. Auch ich erinnere mich: Da ist beispielsweise das schwarze Kleid aus gebranntem Samt, welches ich mir für ein Heidengeld für ein erstes Rendezvous gekauft hatte. Was für eine Fehlinvestition. 😉
Der Mann war unerreichbar, aber das Kleid habe ich heute noch. Ab dann wurde ich zum experimentierfreudigen „bunten Hund“. Trotz meiner Erziehung darauf zu achten nicht aufzufallen. Auffällig waren „zweifelhafte Frauen“.
Ich traute mich also nicht bis Anfang 30 farbenfrohe Kleidung zu tragen. Dann flog der Deckel weg, und ich trug Lippenstift, bunte Klamotten und farbige Lederjacken. Machte auch so scheußliche Moden mit, wie dicke Schulterpolster, wo der Eindruck entstand, dass der Bügel in der Bluse vergessen wurde, dünne Lederschlipse und Pumps mit Pythonaufdruck. Für mich war das ein Fest der Emanzipation.

Es gibt auch Klamotten in allerlei verschiedenen Größen im Schrank, die von vielen verlorenen und wiedergefundenen Kilos erzählen. Die Hoffnung stirbt ja zum Schluss, dass ich da irgendwann „mal wieder reinkomme“. Es ist auch nicht so leicht etwas für meine Figur zu finden. Wie sagte eine Verkäuferin mal vertrauensselig zu mir:“ Sind Sie nicht total unglücklich mit Ihrer Figur?“. Ich war zu baff um darauf zu antworten. 😃

Wir arbeiten von zu Hause aus, und am PC brauche ich nur bequeme Kleidung. Wenn wir aber zu Kunden fahren, oder mal einladen oder eingeladen werden – dann, ja dann werde ich von Frau Jekyll zu Frau Hyde – na ja, ich werde nicht zur gewissenlosen Mörderin – nur man erkennt mich fast nicht mehr.  Nachhaltig, das ist eigentlich etwas total altmodisches. Ich färbe auch mal meine Jeans nach, bringe immer noch die Schuhe zum Schuster, stopfe, nähe Knöpfe aus dem Nähkästchen meiner Schwiegermutter an, und bedauere es sehr, dass Handarbeiten mir nie Freude gemacht hat. Ich bin hier komplett talentlos. Wenn ich jetzt noch nähen könnte, dann würde ich evtl. ab und zu etwas nähen. Passend für meine Figur.

Wenn ich etwas kaufe, dann achte ich auf Qualität, d.h. möglichst viel Naturstoffe. Die recyceln sich besser bzw. halten besser, können wie die Jeans gefärbt werden, und wenn es wirklich mal zu klein ist, verschenke ich die mit Freeyourstuff.

Könnt Ihr auch eine Zeitreise durch Euren Schrank machen, und wo bleibt Euer Blick hängen? Das ist das Thema für März!

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