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Es war in der 6. Klasse, als wir erstmals Unterricht in Geschichte hatten. Man begann mit dem Mittelalter, und natürlich wurde auch gleich Karl der Große genannt, von dem wir Jungens alle schon etwas gehört hatten. Auf die Frage des Lehrers, wer denn dieser Mensch sei, kam die einhellige Antwort:

„Ein deutscher Kaiser!“

Daraufhin verließ der Lehrer den Klassenraum und kehrte wenig später mit einem etwas älteren, uns unbekannten Knaben wieder. Der Lehrer stellte ihn als einen französischen Austauschschüler vor und stellte ihm die gleiche Frage.

Charlemagne sei ein französischer Kaiser kam es prompt zurück!

„Seht ihr nun was Karl der Große wirklich ist?“

Dieses Erlebnis ist in meinem Gedächtnis eingebrannt. Es kommt also immer auf den Standpunkt an, und man muss immer mehrere Meinungen hören, bevor man sich ein Urteil bildet.

Darüber hinaus wurde uns klar, dass Karl der Große, dessen 1200. Todestag in 2014 gefeiert wurde,  ein riesiges Reich beherrschte, aus dem früher oder auch viel später Nationalstaaten entstanden.

Heute sehe ich die Figur Karls des Großen differenzierter.  Allgemein wird er als Vorreiter eines geeinten Europas gefeiert,  gleichzeitig würde er wohl in unseren Zeiten als Kriegsverbrecher bezeichnet werden, hatte er doch unter dem Vorwand der Christianisierung mit äußerster Brutalität die Grenzen des Reiches erweitert.

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