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(2)

So, so you think you can tell
Heaven from Hell,
Blue skys from pain.

Pink Floyd, Wish You Where Here
_____________

Nie wieder

„Caro, was machst du denn hier?“ Leo betrachtete erschrocken ihre Freundin, die auf einem Stuhl neben der Tür mit der Aufschrift ‚Röntgen‘ saß. Sie hatte einen schlabberigen Jogginganzug an und trug Hausschuhe. Typische Krankenhauskleidung, fand Leo.

„Und was machst du hier?“, erwiderte Caro, anstatt Leos Frage zu beantworten und rutschte noch tiefer in den grünen Plastikstuhl.

„Der Trainer hat mich hergeschickt. Mir tut seit einer Woche das Knie weh und ich soll nachsehen lassen, was da los ist.“

„Und dann musst du gleich ins Krankenhaus?“

„Nein, natürlich nicht“, kicherte Leo. „Der Sportarzt, zu dem alle aus dem Fußballverein gehen, hat seine Praxis in der Klinik.“

„Du bist ganz alleine hier?“

„Na ja, meine Mutter hat gerade keine Zeit und ich bin vierzehn. Ich denke, da kann ich schon alleine zum Arzt gehen. Schließlich bin ich ja nicht sterbenskrank. “

Caro wandte ihr Gesicht ab und wischte sich verstohlen über die Augen.

„Was ist los?“, fragte Leo. „Hab ich was Falsches gesagt?“

„Nein“, sagte Caro. Aber ihre Stimme klang gepresst.

„Und warum bist du hier?“, wollte Leo wissen. „Als du am Montag nicht in die Schule gekommen bist, hab ich bei euch zu Hause angerufen. Deine Mutter sagte, du wärst krank und könntest nicht telefonieren. Aber es wär nichts Schlimmes.“

Sie musterte Caros Gesichtszüge und fand, dass sie in der Tat krank aussah. Sie war ganz blass und hatte dunkle Ränder unter den Augen. Ihre Haare, um die Leo sie sonst immer beneidet hatte, waren struppig und hatten ihren Schimmer verloren. Und diese zusammengesunkene Körperhaltung passte so gar nicht zu Caro, die eigentlich ziemlich groß war und immer sehr aufrecht wirkte.

„Dann hab ich deine Mutter gefragt, ob ich vorbeikommen soll und dir die Hausaufgaben bringen, aber sie meinte, das wär nicht nötig. Und dein Handy war abgeschaltet.“

„Eltern“, murmelte Caro und seufzte tief. „Tut mir Leid. Das wusst ich nicht. Das ging alles so schnell, dass ich mein Handy nicht mitnehmen konnte. Und meine Mutter hat jetzt schon zweimal vergessen, es mitzubringen. Hier gibt es zwar ein Telefon, aber da kann man nur angerufen werden. Raustelefonieren ist zu teuer, sagt meine Mutter.“

„Was hast du denn eigentlich?“, fragte Leo und folgte mit den Blicken einer alten Frau, die von einem Pfleger gestützt über den Flur schlurfte.

Caro schwieg und starrte auf den graumelierten Fussboden. Leo senkte ebenfalls den Kopf und suchte Caros Augen. Schließlich seufzte Caro und sagte etwas, aber mit dem Namen konnte Leo rein gar nichts anfangen.

„Was bedeutet das?“

Ihre Freundin zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es auch noch nicht genau. Die sagen mir ja nichts.“

Leo zog ihr Handy aus der Hosentasche, schaltete es auf Notizbuch um und drückte es Caro in die Hand. „Schreib das Wort mal auf. Das kann ich mir sonst nie merken.“

„Warum willst du das so genau wissen?“

„Caro, ich bin deine Freundin. Hast du das schon vergessen?“ Leo rollte theatralisch mit den Augen. „Es interessiert mich, was du für eine Krankheit hast. Und zu Hause kann ich Onkel Google und Tante Wiki fragen.“

Caro nahm zögerlich das Handy, begann aber erst auf Leos auffordernden Blick hin etwas in die Tastatur zu tippen.

Neben ihnen öffnete sich die Tür zum Röntgenraum. Eine Frau in grüner Krankenhauskluft sah sich suchend um und entdeckte dann die beiden Mädchen. „Caroline Thielmann?“, fragte sie.

Während Caro noch zum Röntgen war, wurde Leo schon in die zweite Kabine gerufen und als sie mit dem Röntgenbild in einem Umschlag wieder raus kam, war ihre Freundin verschwunden. Leo fragte sich zur Kinderstation durch. Aber Caros Zimmer war leer. Ihr Bett erkannte Leo sofort, weil Caros alter Teddy mit dem zerfetzten Ohr neben dem Kopfkissen lag. Auf dem Nachttisch stand ein Telefon und Leo notierte sich die Nummer, die unter dem Hörer auf einem Pappschildchen stand. Dann wartete sie noch eine halbe Stunde. Doch Caro kam nicht.

***

Als ihre Mutter abends in Leos Zimmer sah, lag sie mit dick bandagiertem Knie im Bett, ihr Netbook auf dem Schoß und las in wikipedia.

„Sag mal, es ist schon lange Schlafenszeit für dich.“

„Ich kann eh nicht schlafen.“

Ihre Mutter nahm eine Tablettenpackung in die Hand, die auf dem Schreibtisch lag.

„Hast du denn eine Schmerztablette genommen?“

Leo schüttelte den Kopf. „Mum, was bedeutet ‚Letalität’?“

„Sterblichkeit“, sagte ihre Mutter, ohne zu zögern. „Das kommt aus der Ärzte-Sprache. Wieso willst du das wissen?“

„Hab ich im Krankenhaus in einer Zeitschrift gelesen.“

Leos Mutter schluckte die Lüge. Aber obwohl Leos Knie dank der Schmerztablette nach einer halben Stunde deutlich weniger weh tat, fand sie keinen Schlaf. Caro würde sterben. Nicht jetzt gleich. Aber in ein paar Jahren würde sie sterben.

Caro würde sterben, sterben, sterben…

Leo merkte, wie alles anfing sich um sie herum zu drehen und die Übelkeit in ihr hochstieg. Sie schaffte es gerade noch auf die Gästetoilette. Die war weit genug weg vom Wohnzimmer. Da würden ihre Eltern nichts hören.

***
Am nächsten Nachmittag saß Leo mit dem Telefonhörer in der Hand auf dem Bett, ein Kissen im Rücken. Neben sich ihren Mutmach-Löwen, den sie als Kind ziemlich oft gebraucht hatte und der genau wie sie hieß. Sie streichelte dem Kuscheltier über das schon etwas angeschmutzte, goldgelbe Fell. Dann tippte sie die Nummer von Caros Telefon im Krankenhaus und drückte auf die grüne Taste. Der Hörer wählte, aber bevor es das erste Mal am anderen Ende der Leitung klingelte, drückte Leo den roten Knopf. Erst beim dritten Anlauf traute sie sich.

„Ja, hallo“, hörte sie Caros Stimme.

Leo musste schlucken. „Na, wie geht’s?“, fragte sie schließlich.

Einen Moment war Schweigen. Dann fragte Caro: „Leo, bist du das? Woher weißt du denn meine Nummer?“

„Ich hab dich gesucht, nach dem Röntgen. Aber du warst nicht auf deinem Zimmer. Und da hab ich mir halt die Telefonnummer notiert.“

„Ich war noch zu Untersuchungen. Und das hat ziemlich lange gedauert.“

„War‘s schlimm?“, wollte Leo wissen.

„Eine ja. Da haben sie mir eine ganz lange Nadel in den Rücken gestochen.“

„Aua“, sagte Leo. „Hast du geschrien?“

„Nein“, sagte Caro. „Aber ziemlich geweint.“

Einen Moment schwiegen beide.

„Und jetzt, wieder besser?“

„Tut noch ein bisschen weh.“

Leo überlegte, was sie sagen sollte, aber Caro kam ihr zuvor. „Kannst du kommen? Jetzt?“

Caros Stimme klang so verzweifelt, dass Leo nicht lange nachdenken musste.

„Ja, ich komme. Aber mit dem Knie kann ich nicht Radfahren. Ich frag Mum, ob sie mich bringt.“

Als Leo im Krankenhaus ankam, waren Caros Augen gerötet. Aber sie traute sich aus irgendeinem Grund nicht, ihre Freundin darauf anzusprechen. Und noch weniger fand sie den Mut, Caro zu sagen, was sie im Internet gelesen hatte.

Als sich Leo auf die Bettkante setzte, kuschelte sich Caro an ihre Brust. Leo begann ihren Rücken zu streicheln und so blieben sie, bis eine Schwester in das Zimmer kam, weil eines der Geräte, mit denen Caro verkabelt war, Alarm gegeben hatte.

„Alles wird gut“, sagte Leo, als sie sich an diesem Abend verabschiedeten. „Du wirst bestimmt wieder gesund.“ Und erst auf dem Flur, zwischen den vielen geschlossenen Zimmertüren als sie Richtung Fahrstuhl humpelte, wurde ihr bewusst, dass das eine Lüge war.

Selbst als Caro aus dem Krankenhaus entlassen wurde und Leo schon wieder Fußball spielen durfte, blieben ihre Gespräche leicht, so als gäbe es das Wort Letalität und seine schreckliche Übersetzung nicht.

Das ging so lange, bis Kai nach einem Samstagsspiel mit zu Leo nach Hause kam. Sie hatten zusammen Hausaufgaben gemacht und sich dann in der Küche etwas zu Essen gekocht. Jetzt lag er auf Leos Bett und las, während sie auf ihrem Schreibtischstuhl saß und sich im Kreis drehte.

Schließlich bremste Leo das Stuhlkarussell. „Duuu, Kai?“

Er sah von seinem Buch auf.

„Was würdest du eigentlich machen, wenn ich krank würde und sterben müsste?“

Kai legte das Buch aufgeschlagen auf die Bettdecke und stemmte sich hoch.

„So was fragst du doch nicht einfach so.“ Er schluckte. „Bist du deswegen schon die ganze Zeit so seltsam?“

„Was würdest du machen?“, fragte Leo zum zweiten Mal.

Er zuckte mit den Schultern.

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das wäre, wenn du nicht mehr da bist“, sagte Kai. Dann schwieg er und starrte verlegen auf den Fußboden. Schließlich stütze er den Kopf in das V seiner Hände.

Er musste mehrfach schlucken, bevor er die nächste Frage stellte: „Aber das willst du nicht wissen, weil du krank bist, oder?“

Leo schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nicht ich.“

„Sondern …?“

„Caro.“

„Deine Freundin, die so lange im Krankenhaus war?“

Leo nickte und begann zu weinen.

Kai beobachtete ratlos, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Dann rutschte er vom Bett und machte zwei Schritte auf sie zu. Er brauchte gar nichts zu sagen. Leo stand so schnell auf, dass der Schreibtischstuhl umkippte und polternd auf den Boden fiel. Dann hing sie an seinem Hals. Kai zögerte nur kurz und legte seine Arme um ihren Rücken. Und da Leo ihn nicht wegstieß, drückte er sie vorsichtig an sich. Erst leicht und dann etwas fester.

„Ich weiß, dass sie sterben muss.“ Leo redete ganz leise. Aber da sie ihren Kopf auf seine Schulter gelegt hatte, konnte er sie trotzdem gut verstehen. „Sie hat mir gesagt, was sie hat und ich hab gelesen, dass sie damit nur noch ein paar Jahre leben wird. Aber ich bin so ein Feigling.“ Leo zog geräuschvoll die Nase hoch. „Ich trau mich einfach nicht, mit ihr darüber zu reden. Stattdessen sag ich immer, dass alles wieder gut wird. Dabei hat sie bestimmt schreckliche Angst, weil sie auch längst Bescheid weiß.“

„Aber sie ist deine Freundin“, sagte Kai. „Du musst mit ihr reden. Vielleicht hat sie sonst niemanden.“

„Meinst du?“ Leo drückte Kai etwas auf Abstand, damit sie ihn ansehen konnte.

„Würdest du mit deinen Eltern darüber reden, wie das ist, zu sterben?“, fragte er.

Leo dachte nach. „Ich mag meine Eltern. Aber ich glaub, das könnt ich nicht.“

Sie hatte jetzt aufgehört zu weinen, bleib aber trotzdem in Kais Umarmung.

„Wohnt sie weit weg von hier?“, fragte er.

„Eine halbe Stunde mit dem Fahrrad.“

„Dann lass uns zu ihr hin fahren.“

„Du willst mitkommen?“

Kai nickte und grinste dann: „Händchenhalten.“

„Aber es ist schon acht Uhr abends.“

„Na und? Sie ist deine Freundin.“

„Und was sag ich meiner Mutter?“

„Dass wir uns mit Caro bei McDonalds treffen und dass es spät werden könnte. Morgen ist keine Schule und wenn du mit mir zusammen zurückfährst, dann hat sie noch nie was gesagt. Auch wenn es dann schon dunkel ist.“

***
Caros Mutter war unverkennbar nicht glücklich über die späten Besucher. Aber als sie Leos Blick sah, brachte sie es nicht fertig, die Beiden wieder wegzuschicken.

Vor Caros Zimmertür schien Leos Mut jedoch plötzlich verpufft. Sie sah Kai an und der nahm ihr die Entscheidung ab und klopfte. „Ja?“, erklang eine Stimme von drinnen und Kai drückte die Klinke herunter.

Caro saß auf ihrem Bett, ein Kissen im Rücken, die Beine lang ausgestreckt und las. Sie blickte auf und dann ließ sie langsam das Buch auf die Bettdecke sinken.

„Leo! Und …?“

„Kai“, sagte Leo. „Er ist ein…“, sie stockte, „…er ist mein Freund.“

„Aha“, sagte Caro und grinste. „Bist du gekommen, um ihn mir vorzustellen?“

„Nein“, antwortete Leo und wurde rot. „Er ist mitgekommen, weil ich mich alleine nicht getraut habe.“

„Was hast du dich nicht getraut?“

Leo druckste herum und sah sich schließlich hilfesuchend zu Kai um. Der nickte ihr aufmunternd zu.

„Ich hab mich nicht getraut mit dir zu reden.“

„Wir haben ziemlich viel geredet, in den letzten Wochen.“ Caros Gesicht drückte jetzt Verwunderung aus.

„Aber wir haben nicht über das geredet, was wichtig ist.“

Caro wich Leos Blick aus und sah stattdessen zu Kai hin, der im Türrahmen stehen geblieben war und irgendwie etwas verloren wirkte.

„Du wirst nie wieder gesund“, sagte Leo.

„Nein“, sagte Caro. Sie seufzte und richtete sich auf. „Ich werd nie wieder gesund. Die Ärztin sagt es nicht und meine Eltern sagen es auch nicht, aber ich kann ja lesen. Ich werde daran sterben. Irgendwann. In den nächsten Jahren.“

„Scheiße“, sagte Leo.

„So könnte man das auch ausdrücken.“ Caro versuchte ein Grinsen.

Sie schwieg und Leo wusste auch nicht, was sie sagen sollte. Schließlich brach Caro das Schweigen: „Wir waren beide ganz schön feige, was?“

Leo nickte.

Caro sah wieder zum Türrahmen. Kai lehnte dort immer noch und tat so, als wäre er nicht da.

„Und das ist also dein Freund?“

„Hmmm.“

„Warum hast du mir nie von ihm erzählt?“

„Hab ich doch.“

„Du hast mir von einem Kai erzählt, mit dem du Fußball spielst. Aber du hast niemals erwähnt, dass er dein Freund ist.“

„Vielleicht hab ich’s da ja noch nicht gewusst“, sagte Leo so leise, dass nur Caro es hören konnte.

Caro klopfte auf die Matratze und Leo setzte sich neben sie. Dann fragte sie flüsternd: „Ist der so süß, wie er aussieht?“

„Das auch. Aber er ist ein richtiger Freund. Der ist mehr als nur süß.“

„Was meinst du? Macht der auch was total Verrücktes mit?“

Leo musterte Kai und nickte dann heftig mit dem Kopf.

Caro stand auf, raffte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und streifte ein Haargummi darüber. „Okay, dann lass uns jetzt an den Kanal fahren. Ich hab Lust, im Dunkeln zu schwimmen.“

„Darfst du das denn, schwimmen?“

„Na klar. Noch sterb ich ja nicht. Und außerdem, ihr passt schon auf mich auf.“

Leo überlegte kurz. Mc Donalds hatte lange offen. Außerdem konnte sie auch bei Caro übernachten. Das hatten sie schon oft so gemacht, wenn es zu spät geworden war, um noch nach Hause zu fahren.

„Ja“, sagte sie. „Wir passen auf dich auf.“

Dann sah sie an sich herunter.

„Hast du einen Badeanzug für mich? Ich schwimm auf keinen Fall nackig.“

„Klar“, sagte Caro. „Kannst einen von mir haben.“

„Und ich?“, fragte Kai.

„Oh“, sagte Caro. „Ich hätte da noch ein Bikini-Höschen. Mit Rüschen und Blumenmuster. In Pink.“

Die beiden Mädchen blickten sich an und kicherten. Und dann kicherten sie immer mehr und lagen sich schließlich in den Armen.

Als nächstes hörte Leo ein leises Wimmern und fühlte, wie etwas Nasses auf ihrer Schulter tropfte. Es dauerte einen Moment, bis sie merkte, das Caro weinte.

„Ich hab solche Angst.“ Caro schluchzte und weinte noch heftiger.

Leo streichelte ihr den Rücken und wartete. Es dauerte lange. Schließlich wurde aus dem Weinen ein Schniefen und dann hörte es auf. Keiner von beiden redete oder bewegte sich.

„Ich hab dich ganz nass gemacht“, murmelte Caro schließlich.

„Macht nichts, wir wollten ja sowieso schwimmen gehen.“ Leo wischte Caro vorsichtig mit einem Taschentuch über das Gesicht.

Dann stand sie mit einem Ruck auf. „Wie kommen wir an deiner Mutter vorbei?“

Caro zeigte auf das Fenster. „Kein Problem. Es hat was, wenn man im Erdgeschoß wohnt.“

„Und zurück? Die merkt doch irgendwann, dass wir weg sind.“

„Ist mir doch egal.“ Caro zog eine schwarze Tasche aus dem Schrank und legte Handtücher und zwei Badeanzüge hinein.

„Und was ist mit mir?“, fragte Kai.

Die beiden Mädchen sahen sich an und begannen schon wieder zu kichern.

„Tja, wenn du das Rüschenhöschen nicht möchtest …“, sagte Caro.

„… dann wirst du wohl ohne schwimmen müssen“, vollendete Leo den Satz.

„Wir gucken auch nicht. Richtig, Leo?“

Leo nickte heftig. „Wir gucken ganz bestimmt nicht.“

Dann brachen sie beide in hemmungsloses Gegiggel aus, während Kai etwas ratlos von Caro zu Leo blickte und „Mädchen“ murmelte.

***
Als sie mit den Fahrrädern Richtung Kanal fuhren, ließ Caro sich etwas zurückfallen und Leo blieb neben ihr.

Sie blickten beide auf das blinkende Rücklicht unter Kais Sattel.

„Duu, Caro?“

„Ja?“

„Bist du mir böse?“

„Warum sollte ich?“, wollte Caro wissen.

„Weil ich so getan hab, als würde alles wieder gut, obwohl ich es doch besser wusste.“

„Nein“, sagte Caro und wich einem Igel aus, der genau vor den Fahrrädern über den Radweg flitzen musste. „Bin ich nicht. Du hast mir was vorgelogen und ich hab dabei mitgemacht. Wenn, dann haben wir beide Mist gebaut.“

Sie bremste das Fahrrad ab und Leo hielt neben ihr.

„Was ist?“

„Ach nichts“, sagte Caro.

Dann legte sie ihr Fahrrad auf den Boden und nahm Leo in den Arm.

Die geriet heftig ins Schwanken, weil sie mit den Zehenspitzen nur gerade so auf den Asphalt kam und beinahe wären sie beide umgekippt.

„Keine Lügen mehr?“, fragte Caro, als sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatten.

Leo sah sie lange an und nickte dann. „Nie wieder“, sagte sie und glaubte das in dem Moment sogar.

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