La Cage Aux Folles
Ich lache laut. Es gibt sehr viele unvorteilhafte Fotos von mir, wie ich den Kopf wiehernd in den Nacken werfe und lache, den Mund manchmal so weit auf, dass man das Zäpfchen sieht. Früher war mir das peinlich. Bis mir auffiel, dass Freunde das gerne auch provozierten. Sie provozierten mit trockenen Bemerkungen oder Faxen mein Lachen gern in größeren Tafelrunden und sprengten mit mir lustvoll manche Filmvorführung oder Kabarettabende. Spontan fallen mir mehrere Geschichten ein, auch mein Mann könnte da einiges hinzusteuern.
Pralle Situationskomik oder ungeheurer Sprachwitz in heißen Diskussionen werfen mich um – wie ein großer Hund, der zur Begrüßung auf Frauchen zuspringt. Meine Freundin Christiane stand mir darin in nichts nach und obendrein solidarisch zur Seite. Waren wir zusammen, blieb wirklich kein Auge trocken. Eine Geschichte mit ihr will ich hier erzählen.
Karlsruhe in den 90ern
Das Staatstheater in Karlsruhe hatte treue Abonnenten. Ein konservatives Publikum, das wenig krumm nahm. Der künstlerische Direktor dekorierte beispielsweise in jeder seiner Inszenierungen den immer gleichen Baum. Von mal zu mal verlor er immer mehr Blätter und das brave Publikum meinte, dass müsse so sein, wenn es dies überhaupt bemerkte.
Eines Tages kam ein Gast-Ensemble und gab La Cage Aux Folles.
Kennen Sie die Geschichte? Wenn nicht – siehe Infobox.
Wir hörten, dass die Premiere ein umwerfendes Ereignis war, buntes Publikum, die ganze LGBT Szene, Studenten, Drag Queens im vollen Ornat und ein paar unerschrockene Abonnenten. Christiane und ich besorgten uns Karten. Weil wir knapp bei Kasse waren, fanden wir uns auf dem Balkon wieder, weit weg von der Bühne.
Die Hauptrolle des Georg war gleichzeitig der Conférencier, der das Publikum durch das Stück geleitete, wenn beispielsweise die Drehbühne für ein neues Bühnenbild sorgte. Was muss das für ihn ein Gefühl gewesen sein? Nach einer rauschenden Premiere saßen nun die Abonnenten da und fühlten mit der Figur des erzkonservativen Poltikers und zukünftigen Schwiegervaters mit. Angesichts des Leids blieben sie stumm. Und überhaupt war das kein Thema für „das große Haus!“.
Christiane und ich jedoch fanden es umwerfend komisch, lachten, explodierten und knufften uns vor Vergnügen in die Seiten. Irgendwann trat der Conférencier an den Rand der Bühne, hob mit einer weit ausholenden Bewegung den Arm von links nach rechts und rief mit getragener Stimme in die Stille:
„Ahhhh, ich sehe, der Humor sitzt heute auf den billigen Rängen!“
Auf dem Balkon schaute man uns böse an und wir waren froh, dass der Saal noch abgedunkelt war und der Rest der Menschen uns nicht sah. Als der Vorhang fiel und die Lichter langsam angingen flüsterte ich meiner Freundin zu: „Wenn das Licht angeht, drehe Dich um und tue so, als ob Du die Verursacher suchst“.
Gesagt – getan.
Wir unterdrückten mit einer gewaltigen Anstrengung unser Lachen, und erst nachdem wir vor der Tür in den Gängen standen, platzte es aus uns raus. Noch Tage danach mussten wir immer wieder darüber lachen. Als mich eine befreundete Geigerin, die als Musikerin an diesem Abend im Orchestergraben saß fragte: Sag mal, warst Du das im Theater? war es erneut um uns geschehen.
[Infobox Georges betreibt seit vielen Jahren den Club La Cage aux Folles in St-Tropez. Gefeierter Star der frivolen und glitzernden Travestie-Shows ist Georges’ Lebenspartner Albin, der als Zaza das Publikum begeistert. Eines Tages kündigt sich Besuch an: Sohn Jean-Michel, eine „Jugendsünde“ des homosexuellen Georges. Der Sprössling hat die Liebe seines Lebens gefunden: ein Mädchen namens Anne. Das sich ankündigende Familientreffen hat einen Haken: Der Vater der Verlobten, ein Politiker und erzkonservativer Sittenwächter, möchte die Eltern des zukünftigen Schwiegersohnes kennenlernen. Georges muss daher auf die Schnelle ein bürgerlich-konservatives Umfeld für den Besuch schaffen. Nebst dem wenig geeigneten Wohn- und Arbeitsumfeld von Georges muss noch ein grundsätzlicheres Problem gelöst werden: Woher eine „Mutter“ nehmen? Albin, respektive die Bühnenfigur Zaza bietet hilfreich seine/ihre Dienste an. Nach großen Wirren und viel Komik kündigt sich ein Happy End an. Quelle Wikipedia]
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